Hochsensitive Kinder und Erwachsene
Unter Hochsensibilität versteht man eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Sinnesreizen und emotionalen Eindrücken. Menschen mit Hochsensibilität nehmen Reize intensiver wahr und verarbeiten sie intensiver. Der Begriff wurde erstmals von der Psychologin Dr. Elaine Aron in den 1990er Jahren geprägt.
Hochsensibilität kann sowohl bei Kindern als auch bei Heranwachsenden und Erwachsenen auftreten.
Es ist wichtig zu wissen, dass Hochsensibilität ein Persönlichkeitsmerkmal und keine psychische Störung ist. Hochsensible Menschen können von ihrer Hochsensibilität profitieren, indem sie ihre Stärken erkennen und lernen, sich selbst zu schützen und ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Es kann auch hilfreich sein, professionelle Unterstützung von Therapeuten oder Beratern in Anspruch zu nehmen, die mit hochsensiblen Menschen vertraut sind, um ihnen bei der Bewältigung von Herausforderungen zu helfen und Selbsthilfestrategien zu entwickeln.
Medizinische Aspekte: Hochsensibilität wird nicht als medizinischer Zustand oder Störung betrachtet. Es kann jedoch gewisse Überschneidungen mit anderen Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen oder Autismus-Spektrum-Störungen geben, die von einem erfahrenen Spezialisten abgegrenzt werden können. Hochsensible Menschen sind unter Umständen anfälliger für Stress, Reizüberflutung und emotionale Notlagen.
Ganzheitliche Ansätze: Beim ganzheitlichen Ansatz wird Hochsensibilität als Teil des allgemeinen emotionalen, mentalen und spirituellen Wohlbefindens betrachtet. Es wird betont, dass hochsensible Menschen ihre individuellen Bedürfnisse erkennen und geeignete Selbstfürsorgepraktiken entwickeln müssen, um ihre Energie zu steuern, ihre Stärken zu nutzen und ein ausgeglichenes Leben zu führen. Dazu können zum Beispiel Achtsamkeit, Meditation, Entspannungstechniken oder körperliche Aktivitäten gehören.
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Hochsensible und hochbegabte Kinder – zwei unterschiedliche Welten mit feinen Gemeinsamkeiten
In der Arbeit mit Kindern tauchen immer wieder zwei Begriffe auf, die oft verwechselt oder gleichgesetzt werden: Hochsensibilität und Hochbegabung. Beide Merkmale haben besondere Auswirkungen auf das Erleben und Verhalten eines Kindes - doch sie sind grundsätzlich verschieden.
Was ist Hochsensibilität?
Hochsensible Kinder nehmen Reize intensiver wahr als andere. Geräusche, Gerüche, Stimmungen oder zwischenmenschliche Spannungen - all das wird tief und oft unverarbeitet erlebt. Diese Kinder haben ein feines Gespür für Details, zeigen viel Empathie und brauchen Rückzugsorte, um sich zu regulieren. Ihr Nervensystem reagiert empfindlicher auf äußere Reize.
Was ist Hochbegabung?
Hochbegabte Kinder hingegen zeigen eine überdurchschnittlich hohe intellektuelle Leistungsfähigkeit. Sie denken schneller, erfassen komplexe Zusammenhänge früher als Gleichaltrige und stellen oft tiefgründige Fragen. Ihre Neugier ist kaum zu stillen - sie brauchen geistige Anregung und eine Umgebung, die sie fordert, nicht überfordert.
Worin liegen die Unterschiede?
Wahrnehmung vs. Denken: Hochsensible Kinder reagieren stark emotional und sinnlich auf Reize, hochbegabte Kinder eher intellektuell.
Verarbeitungstiefe: Beide Gruppen verarbeiten Eindrücke tief - hochsensible emotional, hochbegabte kognitiv.
Bedürfnisse: Hochsensible Kinder brauchen emotionale Sicherheit und Schutz vor Reizüberflutung. Hochbegabte Kinder brauchen intellektuelle Herausforderungen und Freiheit im Denken.
Wichtig zu wissen: Manche Kinder sind sowohl hochsensibel und hochbegabt - das kann ihre Entwicklung zusätzlich komplex machen.
Hinter auffälligem Verhalten, Rückzug oder Langeweile kann mehr stecken als „schwieriges Verhalten“. Eine differenzierte Sichtweise hilft, Kinder besser zu verstehen und individuell zu fördern mit Geduld, Empathie und einem offenen Blick für ihr inneres Erleben.